Es gibt viele Möglichkeiten, ein grünes Mode-Business aufzubauen. Wer eine nachhaltige Mode-Kollektion kreieren möchte, benötigt dafür zunächst die richtigen Stoffe. Auf der Stoffmesse Munich Fabric Start Anfang Februar 2020 konnten Fachbesucher sich einen Überblick über die aktuellen Trends bei Materialien und Zutaten verschaffen. Du möchtest wissen, wie nachhaltig die Stoffbranche für 2021 aufgestellt ist? Ich war persönlich vor Ort, um nachhaltige Materialien aufzuspüren.
Wohlklingendes Motto: THRIVABILITY
Das diesjährige Motto der Münchner Stoffmesse machte mich neugierig.
Ehrlich gesagt musste ich erst einmal nachschlagen, was der englische Begriff THRIVABILITY überhaupt bedeutet. Die Messeleitung hat es auf der Webseite so formuliert: „THRIVABILITY bringt Enthusiasmus, schafft Begeisterung, lässt blühen und gedeihen. THRIVABILITY dekonstruiert unser Modeverständnis und pflanzt ein positives Denken. Ressourcen und die Natur werden respektiert. So entsteht ein neues Verständnis für ganzheitliche Nachhaltigkeit und zukunftsorientierten Unternehmergeist.“
Ist THRIVABILITY ein Begriff, der das Wort Sustainability schon bald ablösen wird? Ich wollte herausfinden, ob die Messe tatsächlich hält, was das anspruchsvolle Motto verspricht.
In den Münchener Messehallen präsentierten Aussteller aus aller Welt ihre Stoffkollektionen für Frühjahr/Sommer 2021. Wie aber findet man in dem riesigen Angebot die zertifizierten Stoffe, die man für seine Kollektion benötigt? Nur wenige Hersteller kommunizierten Nachhaltigkeit direkt an ihren Ständen. Wie gut, dass wenigstens die Veranstalter der Messe sich viel Mühe gaben, dem Thema im Trendforum eine besondere Sichtbarkeit zu verleihen.
Experten am Start
Nach Betreten des Trend Forums fielen mir sofort die neuen Kommunikationsstände auf, die im Eingangsbereich verteilt waren. Unter dem Titel „Ask the Expert“ konnten Messebesucher im direkten Gespräch mit Fachleuten aus der Industrie aktuelle Fragestellungen zu nachhaltigen sowie innovativen Prozessen entlang der Wertschöpfungskette diskutieren. Ganz ohne Termin und Wartezeit ließen sich die Experten in ein persönliches Gespräch verwickeln und gaben bereitwillig Auskunft. Ich geriet an eine sympathische Volontärin der Agentur KERN, einer Strategie- und Kommunikationsberatung rund um die Themenfelder Innovation und Corporate Responsibility. Kern Consulting kann ich übrigens sehr zu empfehlen!
Künstlerische Sichtweisen textiler Nachhaltigkeit
Wer nicht zu emsig mit dem Abrollen der Garnrollen mit den Trendfarben FS 2021 beschäftig war, konnte verschiedene Kunstwerke an den Wänden des Forums und im Keyhouse bestaunen. Unter dem Thema CirculArt hinterfragten vier Künstler in Kooperation mit zehn Unternehmen die Prozesse in der in textilen Produktion. Sehenswert für alle, die sich über künstlerische Sichtweisen dem Thema Nachhaltigkeit nähern möchten. Bezauberndes DIY Projekt des GY Studios vor Ort: Funkelnde Salzkristalle am Einkaufsnetz.
Paradigmenwechsel bei den Stofftrends
Traditionell präsentiert die Messe im Eingangsbereich die neuen Trendthemen im Überblick. Inspirierende Installationen fassten die Stofftrends zusammen, geben ihnen Namen und präsentieren die dazu passenden Farben wie „Lazer Swoosh“ oder „Thrive my Fire“.
Von der Möglichkeit, die Trendfarben kostenlos per Hand von riesigen Garnrollen abzurollen, machte ich gemeinsam mit vielen weiteren Besuchern Gebrauch, die sich das käuflich zu erwerbende Trendbuch nicht leisten wollten. Von „Saturday Night Pleasure“ über „Cross Culture“ bis „Paradigm Shift“: Ich musste schon sehr lange suchen, um unter den 8 Themen der hübsch dekorierten Stofftrends nachhaltige Materialien zu identifizieren. Hilfreich war dabei ein neu entwickeltes Icon-Leitsystem, das die technischen oder nachhaltigen Aspekte der Materialien kennzeichnete. Wer aber gezielt auf der Suche ausschließlich nach nachhaltigen Stoffen war, traf sich mit Gleichgesinnten in einem separaten Raum, der mit RESSOURCE überschrieben war.
Gezielt nachhaltige Stoffe und Zutaten finden
Offensichtlich ging die Messeleitung davon aus, dass die Öko-Kunden sehr strukturiert und leidensfähig sind, wenn es darum geht, nachhaltige Materialien zu suchen. Schlicht aufgehängt warteten im RESSOURCE Bereich rund 600 kleine Stofflaschen, von Trüffelschweinen der nachhaltigen Textilbranche entdeckt zu werden. Sie waren ordentlich sortiert nach folgenden unterschiedlichen Kategorien:
- RECYCLED
- BIODEGRADABLE
- POLLUTION-FREE
- ORGANIC/NATURAL
- REGENERATED CELLULOSICS
- INNOVATIVE (HYBRIDS & BIOPLASTICS)
- LEATHER & ALTERNATIVES
- DENIM
- GOTS
Winzige Aufkleber auf den Stoffen verrieten den Hersteller und dessen Standnummer auf der Messe. Fiel mir ein innovativer Stoff ins Auge, notierte ich mir den Hersteller und besuchte ihn später in den Messehallen.
Übersichtliche Pinnwände präsentierten die passenden Etiketten, Labels, Garne, Knöpfe und Verpackungen aus nachhaltiger Produktion. Mitarbeiter der bekannten Zertifizierer von OEKO-TEX, GOTS, Grüner Knopf und IVN hielten Impulsvorträge und standen an Infoständen für Nachfragen zur Verfügung.
Hier kannst Du auch nach der Messe online zertifizierte Stoffe finden, ohne mühsam Stofflaschen zu durchsuchen.
Sparsame Nachhaltigkeits-Kommunikation bei den Herstellern
Bei meinem Weg durch die Gänge der Messehallen fiel auf: Im Gegensatz zum Trend Forum nahm die Nachhaltigkeitskommunikation in den Ausstellungshallen deutlich ab. Nur wenige Firmen schienen die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und präsentierten auf den Ständen visuell ihr Engagement. Der Enthusiasmus der Messeleitung für Nachhaltigkeit und THRIVABILITY schien bei den meisten Herstellern noch nicht recht angekommen zu sein.
Ecoismus statt Egoismus
Innovativer ging es hingegen in den gegenüberliegenden Gebäuden KEYHOUSE und BLUEZONE zu.
Inspirierende Entwicklungen zwischen Poesie und Problemlösungen sollten den Besuchern einen neuen Blickwinkel auf die Textilwelt ermöglichen. Der Think Tank der Stoffmesse bot interessante Vorträge und Diskussionen an zu den Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und zukunftsweisende Produktionsverfahren.
Ob künstlerische Projekte, Wearable Electronics oder nachhaltige Stoffe wie zum Beispiel Peace Silk und recyceltes Leder: Hier gab es viel zu entdecken. Die Hersteller von Denim präsentierten neue Technologien für das wassersparende Finishing von Jeansstoffen, Ready made Konzepte und umweltschonend hergestellte Jeansstoffe aus Hanf oder Tencel. Mehr zum Thema Bio Jeans erfährst Du hier.
Munich Fabric Start auf dem Weg
Nachhaltigkeit ist kein finaler Zustand. Die Munich Fabric Start hat im Vergleich zu den letzten Saisons das Thema Nachhaltigkeit deutlicher stärker in den Blickpunkt gerückt. Mit „Ask the Expert“, dem neuen Icon-System, einem leicht erweiterten Bereich für nachhaltige Stoffe sowie interessanten Vorträgen und Diskussionsrunden erhalten Besucher die Möglichkeit, sich einen Überblick über nachhaltige Stofftrends und innovative Projekte der Textilindustrie zu verschaffen. Damit wird ein Prozess in Gang gesetzt, der in die richtige Richtung weist. Möchtest Du mehr über nachhaltige Stoffe für Dein Business erfahren? Kontaktiere mich gern! Übrigens hat Green Fashion mehr Facetten als nur nachhaltige Stoffe. Die 7 Aspekte nachhaltiger Mode kannst Du hier kostenlos herunterladen.